"A black heart will only find beauty in darkness"
(Dissection 1995)
Stil: Melodischer Death/Black Metal
Land: Niederlande
Jahr: 2023
Label: Napalm Records
Auch wenn ein neues SHYLMAGOGHNAR-Album immer ein erfreuliches Ereignis ist, fangen wir direkt mit einer schlechten Nachricht an: Die Band ist zwischenzeitlich zu einem Solo-Projekt geschrumpft, da sich Sänger Skirge aus privaten Gründen längerfristig ausgeklinkt hat. Aber keine Sorge - Mastermind Nimblkorg ist mit seinen variablen Vocals mehr als nur ein Lückenfüller und konnte sich, wie er in Interviews berichtete, beim Songwriting freier und spontaner austoben als je zuvor. Das hört man dem Album auch an, welches den finalen Teil einer thematischen Trilogie darstellt.
In Punkto musikalischer Ausrichtung sind die altbekannten und liebgewonnenen Trademarks natürlich immer noch präsent. Der Albumtitel "Convergence" ist trotzdem dahingehend irreführend, dass einige Passagen stilistisch noch breiter aufgestellt und abwechslungsreicher sind als auf den Vorgängern. Insofern lohnt sich, trotz des konzeptuellen Ansatzes, ein genauer Blick auf die Charakteristika der einzelnen Songs.
Insgesamt ist "Convergence" eine äußerst spannende, würdige und herausfordernde Angelegenheit, die trotzdem - oder gerade deswegen - genau das ist, was man von SHYLMAGOGHNAR haben möchte. Es ist Ausdruck einer einzigartigen musikalischen Vision, einschließlich aller Ecken und Kanten. Oder, um es mit den Worten aus dem Titelsong des Vorgängers zu zitieren: "Striving for perfection I turned the very stars. Still it’s not enough – forever unfulfilled." Und genau das macht den eigentlichen Reiz aus, dass eben Perfektion vielleicht gar nicht das erstrebenswerte Ziel ist. Denn das Leben ist auch nicht perfekt.
Wertung: 9,5 / 10
Band-Kontakt: Facebook
SHYLMAGOGHNAR - Follow The River (Official Video)
Stil: Death Metal
Land: Schweden
Jahr: 2023
Label: Hammerheart
Neulich unterhielt ich mich mit ein paar jungen Leuten über Musik. Und als ich versuchte, etwas von meiner Vorliebe für schwedischen Death Metal zu erzählen, kam die skeptische Nachfrage, ob es in diesem Bereich heutzutage überhaupt noch was Neues gibt. Die Antwort lautete selbstverständlich: "Ja, zum Beispiel ...".
IMPERISHABLE wurden im Dead Forever vorgestellt als eine neue Band mit altgedienten Mitgliedern, deren bisherige Betätigungsfelder mir aber gar nix sagen. Ist im Grunde auch Wurst. Bereits mit den ersten Klängen des Openers "Venomous" fühlt man sich zu Hause in Stockholm: Kurzes Gitarrenintro, typisches Break, und dann wird gnadenlos im allerfeinsten HM2-Sound nach vorn geschrotet. Und so bleibt es auf dem ganzen Album. Herrlich. Ähnlich wie bei LIK huldigt man bei den Gitarrensoli den Eisernen Jungfrauen. Der größte Unterschied zu den "großen" Retro Bands a la LIK, DEMONICAL und Co liegt in den Vocals, die weniger tief gegrowlt sondern eher rau sind. Das macht den Spaß noch einmal interessanter. Dabei ist die gesamte Atmosphäre etwas düsterer, ohne dass man so weit in Richtung BM abdriftet wie beispielsweise NECROPHOBIC.
Im DF wurde das Songwriting als Schwachpunkt kritisiert, was ich aber so überhaupt nicht unterschreiben würde. Mir gefällt die ungestüme Frische, die hier an den Tag gelegt wird mit zahllosen kreativen Gitarrenschlenkern und absurden Drum-Rolls. Der einzige Schönheitsfehler ist, dass in mehreren Fällen die Songs nicht "ordentlich" abgeschlossen werden, sondern faul ausfaden. Old School hin oder her - aber dieses Stilmittel war schon 1990 nicht mehr zeitgemäß. Sorry.
Trotzdem sollten Referenzen wie LIK, UNANIMATED und DISMEMBER (zu "Pieces"-Zeiten!) als Kaufanreiz völlig ausreichend sein.
Wertung: 9 / 10
Band-Kontakt: Facebook-Präsenz
Stil: Death/Black Metal
Land: Italien
Jahr: 2023
Label: Black Lion Records
"To the North" - Dieser Songtitel ist geradezu repräsentativ für den Bandsound und fasst die Antwort auf die Frage zusammen, in welche Richtung man auf der Suche nach Inspiration geschaut hat. Wie schon auf dem hochklassigen Debüt (siehe Review) dominieren die typischen HM2-Gitarren der alten Stockholmer Schule. Weitere Markenzeichen sind die wunderbar melancholischen Melodien und Harmonien und der aggressive, mitunter leicht angepisst klingende Gesang als moderner Kontrapunkt.
Obwohl die Südtiroler genau wissen, dass sie dann am stärksten sind, wenn sie im getragenen (HYPOCRISY) bis treibenden (AMON AMARTH) Mid-Tempo agieren, verlieren sie nie die Abwechslung aus den Augen, was dann des Öfteren in norwegisch anmutender BM-Raserei ausartet ("Echoes of Time" , "I am the Night"). Das alles ist jetzt, von den Grundzutaten her, nicht unbedingt originell. Aber die Mischung macht's. Vor allem macht sie jede Menge Spaß. Der Opener und Quasi-Titeltrack "Steps of Damnation" ist dahingehend wegweisend für das gesamte Album, wobei mir persönlich "Nightfall" mit seiner mega-eingängigen Hook noch ein bisschen besser gefällt, weshalb ich diesen Song auch als Anspieltipp ausgewählt habe.
Wenn man denn unbedingt ein Haar in der Suppe finden möchte, dann allenfalls, dass manche Songs etwas lang geraten sind. Trotzdem gilt: Wer das Debüt mochte bzw. mit den erwähnten Referenzen etwas anfangen kann, wird auch mit "Following the Steps of Damnation" viel Freude haben.
Wertung: 9 / 10
Band-Kontakt: Facebook-Präsenz
Stil: Death Metal
Land: Schweden
Jahr: 2022
Label: Agonia
Die Götter des Schönwetter-Death-Metals sind uns wohlgesonnen diesen Sommer. Nach SENTIENT HORROR beglücken uns auch DEMONICAL mit neuem Material, und diesmal ist Meister Schulmann wirklich der ganz große Wurf gelungen. Keine erneuten Besetzungswechsel, keine Experimente, keine Kompromisse. Dafür gibt es typischen Schwedendeath in fast allen Variationen, die das Herz begehrt.
Wie schon auf dem Vorgänger "World Domination" (siehe Review) sind die meisten Songs im klassischen Uptempo gehalten. Aushängeschild ist bereits der Opener "We Conquer the Throne", den ich als Anspieltipp ausgewählt habe und der mit seiner thrashigen Gitarrenarbeit mehr nach CENTINEX klingt als die (heutigen) CENTINEX selbst. Auch der Nachfolger "Sun Blackened", "Dödsmarsch" und das geniale "Cemented in Ire" ballern direkt in die Fresse, aber es gibt auch ein paar willkommene HYPOCRISY-artige Verschnaufpausen. Aussetzer oder Ausflüge in fremde Gefilde findet man, wie erwähnt, keine. Der einzige Wermutstropfen ist die mit 32 Minuten arg dürftig ausgefallene Gesamtspielzeit.
Während sich LIK im Ringen um die Goldmedaille gegenüber SENTIENT HORROR einen kleinen Vorsprung erarbeitet haben, mogeln sich DEMONICAL mit "Mass Destroyer" fast unbemerkt auf den dritten Platz. Kaufen, saufen, Luftgitarre auspacken. Danke.
Wertung: 9 / 10
Band-Kontakt: Facebook-Präsenz