Taurelin

Turned Inside Out - Reviews

"A black heart will only find beauty in darkness"
(Dissection 1995)


Wintersun - The Forest SeasonsWintersun - The Forest Seasons

Eckdaten:

Stil: Epic Melodic Death Metal
Land: Finnland
Jahr: 2017
Label: Nuclear Blast

Schon merkwürdig, wenn ein Album nicht um seiner selbst Willen heraus gebracht wird, sondern nur Mittel zum Zweck ist. Der Hintergrund: Mastermind Jari Mäenpää fühlte sich von seiner Plattenfirma im Stich gelassen (und tat dies auch über FB und Co lautstark kund), weil sie ihm nicht die erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte, um seine künstlerischen Visionen in Form von "Time II" zu verwirklichen. Daher startete man eine aufwändige Crowdfunding-Kampagne, durch die man genügend Geld für ein eigenes Studio (samt Equipment, Sauna und allem, was ein Musiker sonst noch zum Überleben braucht) erwirtschaften wollte. Im Rahmen dieses Projekts konnten die geneigten Fans dann diverse Schmankerl rund um das dazwischen geschobene Album "The Forest Seasons" erwerben und dabei die Band bei ihrem ambitionierten Vorhaben direkt unterstützen. Egal wie man zu dieser - offenbar erfolgreichen - Aktion steht, es fällt schwer, das nun vorliegende Werk losgelöst von dem Brimborium drumherum zu betrachten.

Unter derartigen Vorzeichen kann ein Album nur ein Eigentor werden. Ist es zu schlecht, hat die Band den finanziellen Support im Grunde nicht verdient. Ist es aber zu gut, bräuchte man eigentlich kein solches High-End Studio. Ideal wäre folglich ein Album, das auf der musikalischen Ebene zwar das wahre Potential der Band erahnen lässt, das aber im Bereich der Produktion Abstriche macht. Ironischerweise ist bei "The Forest Seasons" genau das Gegenteil der Fall. Gut, die Drums klingen arg künstlich, und die Gitarren könnten etwas lauter abgemischt sein. Das ließe sich aber ohne Aufwand problemlos feinschleifen. Die Probleme liegen eher im Songwriting selbst. Gemäß des Titels handelt es sich um ein 4-teiliges Konzept, welches in vier überlangen Songs mit einem jeweils eigenen, zur Jahreszeit passenden Charakter umgesetzt wird. Dabei zeigt sich der Frühling sehr bunt und abwechslungsreich, und im Herbst bekommt man stürmischen Black Metal um die Ohren geblasen, den man so von WINTERSUN lange nicht gehört hat. Über weite Strecken reiht sich aber sinnloses Gefrickel an langweiliges Gedudel, ohne dass ein roter Faden erkennbar ist. Das größte Manko ist, dass viel zu selten stimmige Melodien dargeboten werden, die auf Dauer im Ohr bleiben, was eigentlich immer eine der Stärken der Band war.

Im Vergleich zu "Time I" bietet "The Forest Seasons" sogar etwas mehr Substanz und etwas weniger Bombast, was dem Album tatsächlich gut tut. Damit ist das Gesamtprodukt längst nicht so schlecht, wie es viele Kritiker sehen, aber auch nicht so genial, wie es Meister Jari gerne hätte. Als kleiner Tipp für die Zukunft - Musikerkollege Pal Waaktaar (A-HA) formulierte einmal sein Geheimnis für inspiriertes Songwriting: "Man muss irgendwie hungrig sein, sonst fällt einem nichts Gescheites ein. Die besten Ideen hat man dort, wo die Stühle hart sind, der Wind durch die Fenster pfeift und der Kühlschrank leer ist." In diesem Sinne: Gute Besserung, Jari!

Wertung: 7 / 10

Band-Kontakt: Facebook

Anspieltipp:

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