Taurelin

Turned Inside Out - Reviews

"A black heart will only find beauty in darkness"
(Dissection 1995)


Amorphis - Queen of TimeAmorphis - Queen of Time

Eckdaten:

Stil: Folk/Death Metal
Land: Finnland
Jahr: 2018
Label: Nuclear Blast

Als im Vorfeld das Video zu "The Bee" erschien, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch. Meine Hoffnung war, dass es sich um ein Deja-vu Erlebnis handeln würde, denn auch im Fall des saustarken Vorgängers "Under the Red Cloud" entpuppte sich der Vorab-Track "Death of a King" als nicht sehr repräsentativ und vergleichsweise schwach. Und in der Tat: Ich kann freudig Entwarnung geben.

Auffällig ist, wie experimentierfreudig die Band heute agiert und sich auch nicht scheut, gänzlich neues Terrain zu beschreiten. Die orientalischen Einflüsse werden wieder etwas mehr in den Vordergrund gerückt, ähnlich wie zu "Tuonela"-Zeiten, und auch die Keyboards erhalten spürbar mehr Raum bei der Melodieführung. Einige der Neuerungen sind sehr gelungen da songdienlich, wie z.B. die THERION-Chöre in "Message in the Amber" oder der Orchestereinsatz im flotten "Heart of the Giant". An manchen Stellen wird es für meinen Geschmack allerdings fast schon zu schräg. Der 7/4 Takt in "Daughter of Hate" beispielsweise ist völlig untanzbar, und was der merkwürdige Reibeisen-Effekt in Anneke van Giersbergens Gastvocals zu suchen hat, erschließt sich mir auch nicht ganz.

Bitte nicht falsch verstehen. Das ist wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau. Am Stück macht das Album einfach nur selig, wobei die echten Highlights viel bescheidener arrangiert sind. Da wäre das wunderschöne, von Rückkehrer Olli-Pekka Laine komponierte "As Mountains Crumble", in dessen Mittelteil die gute alte "1000 Lakes"-Schweineorgel angeworfen wird. Allein für diesen Song lohnt sich bereits die Anschaffung der Digi-Pack Version, da er nur unter den Bonus-Track versteckt ist. Was für eine Verschwendung, eigentlich. Meine anderen Favoriten sind das grandiose "We Accursed" sowie der Pseudo-Titeltrack "The Golden Elk". Dass Tomi Joutsen immer noch spektakulär gut singt und growlt, dass Esa Holopainen ein wahrer Zauberer an der Gitarre ist, und dass AMORPHIS einen scheinbar unbegrenzten Fundus an Gänsehautmelodien auffahren, bedarf wohl keiner Erwähnung.

Wie man das Ganze nun einordnen mag, hängt auch ein wenig von der eigenen Erwartungshaltung ab. Mit Begriffen wie "Magnus Opus" (siehe Deaf Forever) oder ähnlichen Superlativen um sich zu schmeißen, finde ich etwas übertrieben. Das liegt aber nicht am Album selbst, sondern an der Qualität des Backkatalogs. Es ist fast beängstigend, mit welcher Konstanz AMORPHIS mal mindestens seit dem Einstieg von Joutsen immer wieder großartige Arbeit abliefern. In diesem Gesamtkontext ist für mich "Queen of Time" nicht mehr und nicht weniger als ein (weiteres) richtig, richtig tolles AMORPHIS-Album. Und mehr zu verlangen wäre im Grunde reine Anmaßung.

Wertung: 9 / 10

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Anspieltipp:

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