Taurelin

Turned Inside Out - Reviews

"A black heart will only find beauty in darkness"
(Dissection 1995)


Amorphis - HaloAmorphis - Halo

Eckdaten:

Stil: Progressive/Folk/Death Metal
Land: Finnland
Jahr: 2022
Label: Atomic Fire

Ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich ein neues Album habe und zu Hause oder im Auto probehöre, dass ich mir im Kopf schon schmissige Formulierungen zurecht lege, die ich später im Review verwenden könnte. Im Fall der neuen AMORPHIS sind das z.B. "Schweineorgel", "orientalisch", "Gänsehautmelodien", "THERION-Chöre" oder "untanzbar". Und dann stöbere ich im Archiv und stelle erstaunt fest, dass ich genau diese und andere Fragmente schon für das letzte Album "Queen of Time" verbraten habe. Hmpf.

Heißt das jetzt, dass alles beim Alten ist, dass "Halo" also exakt wie der Vorgänger klingt? Nein, das würde ich so nicht unterschreiben. Klar wären AMORPHIS schön blöd, wenn sie nicht ihre Trademarks beibehalten und gezielt einsetzen würden. Aber sowohl im großen Bild, als auch im Detail sind bei genauem Hinhören deutliche Unterschiede auszumachen. Die Rhythmusgitarre ist irgendwie ruppiger, die Breaks und Rhythmen oft sperriger, die Arrangements schräger. Dadurch ist der Gesamteindruck deutlich härter und auch weniger eingängig. Ganz schlimm in dieser Richtung unterwegs ist "Windmane", bei dem nicht einmal mein Mathe-Studium ausreicht, um den Takt mitverfolgen zu können. Auch in vielen anderen Songs sind Einzelparts auszumachen, die nicht immer angenehm ins Ohr gehen. Glücklicherweise sind oft und überall genau diejenigen wunderschönen Gitarrenmelodien und Gesangslinien in den Refrains auszumachen, die für AMORPHIS so typisch sind.

Direkt zu Beginn des Albums stehen drei Songs in diesem Stil, zu denen bereits offizielle Videos existieren und die daher sehr repräsentativ für den aktuellen Sound sind. Der Opener "Northwards" ist für meinen Geschmack der beste davon, siehe Anspieltipp. Im Mittelteil finden sich dann die etwas leichter verdaulichen Stücke wie "A New Land" (mein persönliches Highlight des Albums) oder "When Gods Came". Und ganz am Ende hat sich mit "My Name is Night" noch ein ganz besonderes Schmankerl versteckt: Eine lupenreine Ballade, veredelt durch weiblichen Gesang und ein zauberhaftes semi-verzerrtes Gitarrensolo.

Produktionstechnisch gibt es nicht auszusetzen, möglicherweise dass die Double-Bass, die Drummer Jan Rechberger erfreulich oft durchtritt, ruhig etwas knackiger abgemischt sein dürfte. Aber das ist Jammern auf hohen Niveau (noch so eine Formulierung aus dem alten Review, aber sie passt halt). AMORPHIS-Fans dürfen jedenfalls bedenkenlos zugreifen und auf eine weitere Entdeckungsreise gehen. 10 Punkte wie im Deaf Forever ist mir das gute Stück dann aber nicht wert, sorry.

Wertung: 8,5 / 10

Band-Kontakt: Facebook-Präsenz

Anspieltipp:

Amorphis - Northwards

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