Taurelin

When Cannons Fade - Live

"Our journeys take us to foreign shores
Where we let our metal blast"
(Amon Amarth 2002)


Insomnium (Bochum Matrix, 11.01.2017)

Das 1-Song-Album "Winter's Gate" von INSOMNIUM (siehe Review) war für mich eines der Highlights des vergangenen Jahres. Logisch, dass man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen durfte, dieses Meisterwerk live auf der Bühne präsentiert zu bekommen.

Insomnium

Eröffnet wurde der Abend von WOLFHEART. Der melodische Death Metal der Finnen war einigermaßen gefällig, litt aber unter dem schlechten Mix. Gerade bei den schnellen Passagen war die Snare kaum zu hören, und das übertrieben aggressive Shouting des Frontmanns war so dominant in den Vordergrund gemischt, dass die Feinheiten der Gitarrenarbeit, die wirklich nicht von schlechten Eltern war, meist untergingen.

Auf BARREN EARTH war ich gespannt, weil hier die ehemaligen AMORPHIS-Musiker Kasper Martenson (Keyboard) und Olli-Pekka Laine (Bass) mitwirken. In einigen Songs hörte man auch tatsächlich die eine oder andere Referenz zur Frühphase der Ex-Band heraus. Mitreißen konnte mich die Chose aber nicht wirklich. Zu steril, zu verkopft und insgesamt zu lahmarschig. Schade.

Die spannenden Fragen bei INSOMNIUM waren, wie man es schaffen würde, einen 40-Minuten-Song am Stück zu performen, ob das ganze live überhaupt wirkt, und wo man den Brocken in der Setlist am geschicktesten platziert. Als direkt zu Beginn das Intro zu "Winter's Gate" erklang, war die letzte Frage glasklar beantwortet. Der furios-brachiale Eröffnungspart wischte dann auch alle Zweifel zur Live-Tauglichkeit beiseite. Man spürte, wie stolz die Finnen auf ihr Baby sind und welche Freude sie daran hatten, es endlich live unter die Leute zu bringen. Und auch die Menge nahm das Dargebotene begeistert auf. Die akustischen Zwischenparts kamen aus der Konserve und gaben der Band die Gelegenheit zu kleineren Verschnaufpausen. Und als nach der musikalischen Endschlacht das Outro verklang und der Applaus einsetze, fühlte man sich wie auf einem Klassik-Konzert.

Den zweiten Teil des regulären Sets eröffneten INSOMNIUM dann völlig befreit mit "Mortal Share". Kuriose Situation: Die Band begrüßt ihre Fans nach dem zweiten Song, das Konzert ist aber schon halb vorbei. Es folgten diverse ihrer alten Hits, allen voran "While we Sleep" und "Down with the Sun". Der Sound war die gesamte Zeit glasklar und setzte vor allem die melancholischen Leads des entfesselt aufspielenden Gitarristen Markus Vanhala in Szene. Die letzte Zugabe "Weighed down with Sorrow" war dann der Schlusspunkt eines großartigen Auftritts.

Ein schönes Detail bezüglich der Lightshow sei noch erwähnt. Bei "Winter's Gate" sah man meist nur die Silhouetten der Band im Nebel, während im zweiten Teil mehr Licht von vorn eingesetzt wurde. Abgesehen vom atmosphärischen Effekt könnte man dies dahingehend interpretieren, dass man im ersten Teil bewusst den Song selbst in den Mittelpunkt stellen wollte. War vielleicht aber auch nur Zufall. INSOMNIUM haben jedenfalls bewiesen, dass die Qualität ihres 40-Minuten-Songs auch live überzeugen kann und dass sie sich endgültig aus der zweiten Liga nach oben gespielt haben. Ich bin sehr glücklich, das miterlebt zu haben.

Setlist Insomnium:

  1. Winter's Gate
  2. The Gale
  3. Mortal Share
  4. While we Sleep
  5. Drawn to Black
  6. Change of Heart
  7. Only one who Waits
  8. The Promethean Song
  9. Equivalence
  10. Down with the Sun
  11. Weighed down in Sorrow

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