Taurelin

When Cannons Fade - Live

"Our journeys take us to foreign shores
Where we let our metal blast"
(Amon Amarth 2002)


Rock Hard Festival (Amphitheater Gelsenkirchen, 15.05.2016)

Das Rock Hard Festival hat seit jeher einen ganz individuellen Charakter. Wer keine Lust auf Massenveranstaltungen mit Rund-um-die-Uhr-Beschallung auf 6 Bühnen samt Event-Publikum hat, der findet hier eine wahre Metal-Oase, wo die Uhren gemütlicher ticken und wo handverlesene Bands im Mittelpunkt stehen und mit ordentlichen Spielzeiten bedacht werden. Ein ganz wichtiger Faktor ist natürlich auch das Amphitheater als Location mit seiner hervorragenden Akustik und Aussicht.

Amphitheater

Da das Programm in diesem Jahr am Freitag stark Thrash-lastig war und uns am Samstag so gut wie überhaupt nichts interessierte, sind wir nur für den Sonntag per Tagesticket angereist. Los ging es für uns direkt mit einem Highlight, nämlich NIGHTINGALE, eines der vielen Babys von Mastermind Dan Swanö. Es dauerte zwar eine Weile, bis der Soundmensch den Lautstärkeregler für den Gesang auf seinem Mischpult fand. Trotzdem gelang es NIGHTINGALE, das Publikum mit ihrem progressiven Gothic Metal zu verzaubern. Mit seinem Bruder an seiner Seite erwies sich Dan als charmanter Entertainer, und die musikalischen Qualitäten sind natürlich über alle Zweifel erhaben. Wer den umwerfenden Auftritt verpasst hat, darf sich ärgern, schämen und allenfalls auf den angekündigten Live-Mitschnitt freuen.

Nightingale

Weiter ging es mit ORDEN OGAN. Die Reaktionen, auch nachträglich in den Foren, waren offenbar gespalten. Klar, viele Leute mögen generell keinen Power Metal, der eine oder andere findet die Kostümierung lächerlich, und manche bevorzugen statt "We are Pirates" lieber direkt RUNNING WILD. Ich persönlich fand den Auftritt gelungen und überraschend kurzweilig.

MOONSPELL leben natürlich von ihrem Legendenstatus und hatten jede Menge Hits im Gepäck, hätten aber bei Dunkelheit noch besser funktioniert.

Zu RIOT V kann ich nichts erzählen, da wir an dieser Stelle eine Verschnaufpause samt Abendessen einlegten.

Die Position des Co-Headliners war für CANNIBAL CORPSE reserviert. Was für ein Brett! Gnadenlos holzten die Amis ihren Death Metal in die Runde. Abgesehen vom Corpsegrinder mit seiner berüchtigten Nackenmuskulatur war das Stageacting eher statisch, da die Seitenfraktion ja durchaus eine Menge zu tun hatte. Leider gingen die technischen Finessen in der Wall of Sound ein wenig unter. Und trotz Hits der Marke "Hammer Smashed Face" wurde das Ganze auf Dauer ein wenig monoton.

Zum Abschluss traten dann BLIND GUARDIAN auf die Bühne. Die Hoffnung war, dass man für eine Festival-Setlist schwerpunktmäßig zu alten Klassikern und nicht zu dem orchestral-überladenen neueren Quatsch greift. Spätestens als "Script for my Requiem" und "Journey through the Dark" erklangen, wurde klar, dass dieser Wunsch tatsächlich erfüllt wurde. Höhepunkt des Konzerts war für meine Begriffe das göttliche TFTTW-Doppelpaket "The Last Candle" / "Lord of the Rings", und die obligatorischen Mitsingparts bei "Valhalla" und "The Bard's Song" sind auch heute noch gänsehautwürdig. Hansi war zwar schon mal besser bei Stimme. Nichtsdestotrotz lautet das Fazit: Heimspiel gewonnen, toller Abschluss für ein tolles Festival.

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