Taurelin

When Cannons Fade - Live

"Our journeys take us to foreign shores
Where we let our metal blast"
(Amon Amarth 2002)


Amorphis (Köln Essigfabrik, 30.11.2016)

Böse Zungen behaupten ja, dass Bands, die unter der Überschrift "Klassiker-Album am Stück" auf Tour gehen, aktuell musikalisch nicht mehr viel zu sagen haben. Im Falle von AMORPHIS geht eine derartige Aussage zum Glück meilenweit an der Realität vorbei. Mit einem bärenstarken Album wie "Under the Red Cloud" in der Hinterhand braucht man sich nun wirklich nicht zu verstecken. Die laufende Tournee zelebriert einfach das zehnjährige Jubiläum von "Eclipse", welches seinerzeit das Einstiegsalbum von Sänger Tomi Joutsen war. Seit er dabei ist, haben AMORPHIS stets Spitzenqualität mit minimalen Schwankungen abgeliefert, und auch besetzungstechnisch ist die Band seitdem eine konstante Einheit.

Amorphis

Als Vorband hatte man LONG DISTANCE CALLING mitgebracht. Die groovenden, rein instrumentalen Klangwelten, die hier und da durch moderne Samples angereichert waren, funktionieren über Kopfhörer bestimmt ganz gut, und auch in der Essigfabrik gab es mehr als Höflichkeitsapplaus. Mein Fall war es nicht. Mir waren die Kompositionen und auch die technischen Fähigkeiten, die ich bei solcher Mucke erwarten würde, viel zu unspektakulär.

AMORPHIS stiegen dann ganz nach Plan mit "Two Moons" in ihren Set ein und spielten das „Eclipse“-Album, mit Ausnahme des Bonus-Tracks, am Stück. Natürlich kann man bei so einer Aktion, das gab auch Tomi Joutsen zu, keine Überraschungen erwarten. Trotzdem merkte man der Band an, dass sie Spaß an der Sache hatte, und es war einfach toll, neben den altbewährten Hits der Marke "House of Sleep" oder "The Smoke" auch mal die versteckteren Perlen wie "Perkele (The God of Fire)" oder "Leaves Scar" live zu erleben.

Nach einer kurzen Pause kamen dann doch noch einige Überraschungen im zweiten Teil des Sets. Mit "Enigma", bei dem Tomi Koivusaari sich die Akustikgitarre schnappte, dürfte wohl kaum jemand gerechnet haben. Und nach "My Kantele" wurde quasi das halbe "Skyforger"-Album inklusive des überirdischen Titelsongs nachgeliefert.

Sound und Licht waren top. Auffällig war noch, dass sich Tomi Joutsen offenbar nicht nur von seinen Dread-Locks, sondern auch von seinen extravaganten Vintage-Mikrofonen getrennt hat. Nun ja, man wird halt älter – mit Ausnahme von Gitarrist Esa Holopainen, der auch heute noch so aussieht wie zu "1000 Lakes" Zeiten und immer noch mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem Griffbrett eine Jahrhundertmelodie nach der anderen zaubert.

Eine gelungene und vermutlich einmalige Aktion – wobei ich gegen eine Fortsetzung zum Jubiläum von "Silent Waters" (und von den anderen Alben natürlich auch) nichts einzuwenden hätte.

Setlist Amorphis:

  1. Intro
  2. Two Moons
  3. House of Sleep
  4. Leaves Scar
  5. Born from Fire
  6. Under a Soil and Black Stone
  7. Perkele (The God of Fire)
  8. The Smoke
  9. Same Flesh
  10. Brother Moon
  11. Empty Opening
  12. Enigma
  13. My Kantele
  14. From the Heaven of my Heart
  15. Sampo
  16. Skyforger
  17. Silver Bride

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